Kandy


Wir verlassen die Ostküste und wollen zurück ins Zentrum Sri Lankas und in das traditionelle und historische Herz des Landes. Unsere nächste Station ist Kandy, eingebettet in die Bergwelt liegt der Stadtkern im Tal, umrandet von Dschungel und Teefeldern. 

Wir haben uns entschlossen eine besser bewertete Unterkunft zu wählen. Die Busfahrt ist entspannt, der Bus nicht so voll und wir haben uns an den Mix aus indischer Popmusik, lautem Hupen und schlingern gewöhnt. Ich setze mich an die offene Hintertür und mache noch ein paar Bilder während Anne unseren Aufenthalt vor Ort plant. 

 

In Kandy angekommen nehmen wir ein Tuk Tuk, doch der Fahrer kann die Adresse nicht so recht zuordnen. Gut, dass wir uns Offlinekarten der Region zugelegt haben, so sind wir das einzige Tuk Tuk in Kandy mit Navi. 

Es geht ein paar Kilometer bergauf, das Navi leitet uns in eine Sackgasse, ganz am Ende, oben angelangt, stehen wir vor der Einfahrt eines gepflegten Wohnhauses. Wir werden von der Vermieterin sehr freundlich empfangen und zunächst zu Tee, Saft und Obst auf ihre Terasse eingeladen. Wir gehen durch das sehr geschmackvoll eingerichtete Esszimmer hinaus und können unseren Augen kaum trauen. Vor uns im Tal erstreckt sich die alte Stadt Kandy, wir trohnen förmlich über allem und am Horizont gegenüber liegen die Wälder auf den Hügeln. Ein atemberaubender Anblick, den wir lange und ausgiebig mit unseren Getränken genießen. 


Als wir ausgetrunken haben bringt uns die Vermieterin in unser Appartement. Es liegt zwei Stockwerke tiefer, hat einen kleinen Vorgarten mit eigener Haustür und ist ebenso gepflegt wie der Rest des Hauses mitsamt seiner Einrichtung. Wir haben zwei Doppelbetten, sogar noch ein zweites Zimmer mit einem kleinen Bett, eine Küche mit Esstisch und eine wunderschönes Bad. Die Unterschiede zur letzten Herberge könnten kaum größer sein. Das trifft ebenso auf die Freundlichkeit  der Vermieterin zu, der es besonders die Kinder angetan haben. 


Wir entscheiden uns direkt, eine Nacht zu verlängern und haben Glück, das Apartment ist noch frei. Für den Rest des Tages nehmen wir uns vor in die Stadt runter zu gehen, um das Zugticket nach Ella zu kaufen. Unsere Vermieterin hatte uns geraten reservierte Plätze in der zweiten Klasse zu kaufen, um die 6h nicht stehend zu verbringen. 

Wir gehen entlang schöner Häuser und Neubauten den Hang hinab. Es hat uns in eine der besseren Gegenden Kandys verschlagen. Im Talkessel angelangt, steuern wir vorbei am Busbahnhof auf den Bahnhof zu. Der Verkehr ist immens. Dutzende Busse suchen sich laut hupend ihren Weg, dazwischen drängelt sich der normale Verkehr, sowie etliche Tuk Tuks und Fußgänger. Es ist laut und stickig und wir sind froh, als wir die Bahnhofshalle erreichen. Am Schalter erhalten wir die schlechte Nachricht, dass alle Züge in zwei Tagen Richtung Ella ausgebucht sind. Es ist Ferienzeit in Sri Lanka und ganze Schulklassen sind unterwegs. Es ist zwar kein Problem mit dem Bus nach Ella zu kommen, allerdings war die Zugfahrt fest in unsere Reise eingeplant. Der junge Mann am Schalter sieht für uns nach und kann uns noch drei Tickets für den Teil Nanu-Oka nach Ella verkaufen. Nach kurzer Überlegung stimmen wir zu, schließlich gilt die Strecke zwischen Nanu-Oja und Ella als eine der schönsten Streckenabschnitte des Landes. Für die Fahrt dorthin planen wir zunächst einmal den Bus ein. Zufrieden machen wir uns auf den Heimweg, den Berg zu Fuß wieder hinauf. Wir steuern auf halber Strecke noch einen Supermarkt ein, denn die Küche wollen wir nutzen, es gibt Pfannkuchen und Nudeln in den nächsten zwei Tagen. Den Kindern ist die Freude darüber anzusehen. Für Oskar gibt es einen Papa-Spezial-SriLanka-Bananenpfannkuchen, den auch Anne nicht verschmäht. Reisen und Wandern macht offenbar hungrig, selbst Mathilda verputzt vier „Pancakes“. 

Ostküste

Am heutigen Tag ist die Weiterfahrt nach Nilaveli geplant. Der kleine Ort liegt an der Nordostküste nördlich der Hafenstadt Trincomalee. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von unserem Vermieter und Oskar im besonderen von seinem alten Freund. Das Tuk Tuk bringt uns zum Busbahnhof in Dambulla. Wir haben Glück und müssen nicht lange auf den Bus warten.


Die Fahrt geht direkt nach Trincomalee. Direkt bedeutet in diesem Fall auch recht zügig, der Busfahrer hat es offenbar eilig, die Fahrweise ist ein Mix aus Rallye und Formel 1 soweit das mit den klapprigen Bussen möglich ist. 


Wir stellen jedenfalls fest, dass wir dauernd auf der rechten Überholspur unterwegs sind, selber aber nicht einmal überholt werden. Den Kindern macht das Geschaukel nichts aus, nach einer Weile schlafen sie ein. Es muss der Mix aus wackeln und dem indischen Schlager sein, der lautstark aus den Boxen dröhnt. 

In Trincomalee gesund und am Stück angekommen wechseln wir den Bus nach Nilaveli. Neben uns steht ein deutsches Paar, dass ebenfalls in die gleiche Richtung muss und so vergehen die letzten Kilometer recht zügig. 


Unterkunft nahe Strand

Das Tuk Tuk bringt uns zu unserer „Unterkunft nahe Strand“. Wir haben die kommenden zwei Nächte über AirBnB gebucht. Eine deutsche Vermieterin hatte uns auf Anfrage eine Zwei Zimmer Unterkunft angeboten. Das Tuk Tuk hält vor einem Hotel, in dem wir den Schlüssel erhalten sollen. Wir sind zunächst erstaunt und fragen an der Rezeption nach. Es stellt sich heraus, dass das Hotel unsere neue Herberge für die zwei kommenden Nächte sein soll. Das Erstaunen ändert sich in Ärger als wir vom Inhaber erfahren, dass wir zwei separate Zimmer haben werden, die zudem noch in unterschiedlichen Gebäuden sind. Das ist für uns natürlich nicht akzeptabel und auch völlig unverständlich, da wir der „Vermieterin“ zuvor per Mail mitgeteilt hatten zwei kleine Kinder dabei zu haben. Wir diskutieren das ganze aus und einigen uns letztlich auf ein Zimmer mit zusätzlichem Beistellbett. Das Frühstück bekommen wir inklusive, immerhin etwas, wenngleich auch bei AirBnB als Ausstattungsmerkmal Frühstück angegeben war. Unser Diskussionsbedarf für diesen Tag ist gedeckt. Wir beziehen das Zimmer, und werden abermals enttäuscht. Es ist ein kleines Zimmer, das zusätzliche Bett hat gerade so Platz, das Bad und die Laken haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin gibt es Moskitonetze, wenigstens für das Doppelbett. Für das Zustellbett greifen wir auf unser eigenes zurück. Als wir die Klimaanlage einschalten, ertönt ein lautes Brummen. Spitze, an Schlaf ist bei der Kiste wohl nicht zu denken. Zähneknirschend nehmen wir das Zimmer hin. Es ist bereits Nachmittag und die Reise war lang und anstrengend. Wir wollen zum Strand. Es geht gute 200 Meter die Straße runter und dort erwartet und die erste positive Überraschung des Tages. Ein leerer flach abfallender Sandstrand. Keine Strömung und leichter Wellengang, perfekt um den Tag ausklingen zu lassen. 

Wir springen das erste Mal in den Indischen Ozean. Angenehme 25° Wassertemperatur erfrischen uns und lassen den Ärger der letzten Stunde vergessen. Kurze Zeit später, die Kinder haben gerade Spaß an den Wellen gefunden, fängt es an zu regnen. Ein dunkles Wolkenband zieht über unsere Köpfe und dicke Tropfen prasseln auf die Meeresoberfläche. Die Kinder lachen und finden es ebenso egal wie wir, so werden wir eben von unten und oben nass. 
So schnell wie der Regen gekommen ist, verschwindet er auch wieder und wir treten erschöpft aber zufrieden den Heimweg an. 

Der zweite Tag am Meer beginnt mit einem spärlichen Frühstück. Es entspricht ungefähr dem, was wir in Dambulla für 3€ bekommen haben, da war das zweite Zimmer deutlich teuerer. Es hatte am Abend auch nicht geholfen, sich das Hotel bei booking.com schönzulesen, die Bewertungen dort liegen bei 5,6 und damit gute 3 Punkte unter dem Standard den wir bisher gesucht hatten. Zu Recht. 

Wir verbringen den Vormittag am Strand, spielen auf der Terasse  UNO und gehen nach der Mittagshitze nochmal an den Strand zurück. Ich hatte Oskar versprochen, eine Sandburg zu bauen, aber dafür war es vormittags deutlich zu heiß geworden. Zurück am Strand nehmen wir unsere Baupläne wieder auf, bis mir eine Idee kommt. Wir könnten doch einen Buddha aus Sand bauen und dazu ein paar Stupas. Nach kurzer Zeit schaut uns der Sandbuddha beim Bodysurfen zu. 


Oskar hat nach den ersten vorsichtigen Näherungsversuchen an die Wellen Vertrauen in seine schwimmerischen Fähigkeiten gewonnen und ist nicht mehr zu bremsen. Zunächst nimmt er die Wellen bei mir auf dem Rücken mit, kurz darauf will er aber seine eigenen Wellen „surfen“. Ich schnappe mir Mathilda und so lassen wir uns gemeinsam von den Fluten an Land tragen. 

So ein Tag am Meer vergeht wie im Flug, abends treffen wir noch das Paar aus dem Bus zum Abendessen in einem Restaurant und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Der Ärger um das Hotel ist so gut wie vergessen, bis nachts die brummende Klimaanlage anspringt. 

Lokalkolorit

Nach den beeindruckenden Eindrücken aus Sigiriya ruhen wir uns in unserer Unterkunft ein wenig aus. Mathilda schläft, Oskar spielt auf der Terasse, Anne liest und ich schreibe ein paar Notizen. Nach einer Weile schaue ich, was Oskar draußen so macht. Ich höre ihn reden, aber mit wem? Neben unserer Unterkunft wohnt nur eine singhalesische Familie. Als ich auf die Terasse komme, sitzt Oskar mit dem Gärtner des Hauses im roten Sand und malt. Als ich näher hinhöre nehme ich ein paar Wortfetzen wahr. „O, S, K, A, R“. Oskar kratzt mit einem Stock Buchstaben in die Erde und zeigt dem knapp achtzig Jährigen, wie man seinen Namen schreibt. Dieser tut es ihm gleich und schreibt in singhalesischen Buchstaben seinen Namen. Es ist ein wunderschönes Bild, wie sich die zwei, ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen, verständigen. Ich sehe dem ganzen eine Weile zu, dieses Land und die Menschen haben uns in dieser kurzen Zeit schon komplett vereinnahmt und wir alle vier genießen es. 


Abends entschließen wir uns ein Restaurant in der Nähe zu besuchen. Es hat gute Empfehlungen bei TripAdvisor und so sitzen wir kurze Zeit später im Tuk Tuk. Das Restaurant ist nicht sonderlich gut besucht, wir werden jedoch sehr freundlich vom Inhaber empfangen und zum Tisch gebracht. Es gibt keine Karte, er fragt lediglich, ob wir eine Gemüsesuppe als Vorspeise möchten. Wir möchten, bestellen aber vorsichtig zunächst nur zwei Teller. Die Vorsicht ist dieses Mal deutlich unbegründet. Nachdem die zwei Kinder probiert haben, werden direkt zwei weitere Portionen geordert, die uns der Chef des Hauses lachend an den Tisch bringt. Es gibt Sri Lankan Buffet als Hauptgang und so lassen wir uns überraschen. Es wird ein großer Teller Reis serviert und dann kommen diverse kleine Schüsseln mit lokalen Spezialitäten. Am Ende steht der Tisch voll mit Leckereien, verschiedenen würzigen Gemüsen und scharfem Hühnchen. Für jeden ist etwas dabei, selbst die Kinder probieren. Während Anne und ich noch bei der Hauptspeise sind, spielen die Kinder schon mit dem Sohn der Besitzer im Restaurant. 


Verständigungsprobleme gibt es auch hier nicht. Erst als es zum Nachtisch traditionellen Curd gibt, sitzen alle wieder am Tisch. Wir sitzen noch ein wenig mit dem Besitzer zusammen und erzählen über unsere geplante Reise. 

Sigiriya

Die Erste Nacht in Dambulla ist dank Klimaanlage, Moskitonetz und gutem Bett sehr entspannt. Wir haben uns entschlossen noch eine Nacht länger zu bleiben, um nach Sigiriya zu fahren. Dort gibt es eine alte Tempelanlage auf einem Berg und die Wolkenmädchen, alte Zeichnungen in luftiger Höhe. Unser Vermieter hat uns geraten früh loszufahren und so sitzen wir um 7:30 bereits bei Tee und Toast am Frühstückstisch. Der Tuk Tuk Fahrer wartet bereits und bringt uns eine halbe Stunde später zum Eingang der Anlage. 

Der Eintritt ist mit 30$ pro Person selbst für Touristen recht happig, da die Kinder unter 6 sind zahlen sie noch nichts. Am Eingang zum Wassergarten müssen wir kurz warten, es ertönt die Nationalhymne und der Betrieb steht für 5 Minuten still. 


Nach wenigen Treppenstufen betreten wir den am Fuße liegenden Garten. Die Teiche und Gräben sind beeindruckend. Die Anlage ist teils gemauert, teils in den Stein gehauen und über allem thront der Monolith, gewaltig hoch. Da es noch nicht so überlaufen ist, nehmen wir uns die Zeit und sehen uns in den Gärten um. Vor der letzten Ebene liegt links ein achteckig geformtes Becken mit gut 25m Durchmesser. Am trockenen Grund in ca 6m Tiefe sucht ein Waran nach Nahrung. Wir sind ein wenig froh das imposante Tier aus der Entfernung in Ruhe beobachten zu können. 

Auf der letzten Ebene, kurz vor dem Aufstieg entscheiden wir uns Rast zu machen. Oskar und Mathilda erklimmen einen Fels auf den Jahrhunderte alten eingehauenen Stufen. Ob sie sich bewusst sind, wie geschichtsträchtig diese Steine sind, als sie von oben stolz herabwinken? 

Wir machen uns an den Aufstieg, wo uns bereits Schilder auf einen möglichen Hornissenangriff aufmerksam machen. Wir hatten davon gelesen, man solle sich ruhig verhalten und im Falle eines Angriffs würde der Berg gesperrt. Außerdem solle man leise sein.  Diese Warnung nehmen sogar die Kinder ernst. 

Die Treppenstufen sind recht steil, Oskar und Mathilda haben aber ihren Spaß und diskutieren noch ein wenig über stechende Insekten und welchen Sinn diese in der Welt haben. Wir gelangen an eine modernere Treppe, an der sich ein kleiner Stau bildet. Es ist zunächst nicht klar, wohin diese Wendeltreppen auf halber Berghöhe führen, als wir jedoch oben ankommen erkennen wir die Malereien an der Felswand. Wolkenmädchen. Barbusige Frauen in schillernden Farben, vor hunderten Jahren in luftiger Höhe auf den Fels gemalt. Unter uns ist nichts außer Luft und der installierten Plattform. Beeindruckend, wie auch immer die Maler einst ihre Werke hier anbringen konnten. 


Der Weg führt uns entlang der Mirror-Wall zur letzten Ebene vor dem finalen Aufstieg zum Palast. Am Fuße riesiger in Fels gehauener Löwentatzen machen wir erneut Rast. Inzwischen sammeln sich einige Besucher und die Treppe hinauf zum Plateau füllt sich. Es mischen sich Affen und Raben unter die Leute, um Reste von der Rast abzugreifen. Auch hier stehen überall Warnschilder vor Wespenangriffen und als ich links den Berg inspiziere wird mir klar warum. Ein gutes halbes Dutzend Nester hängen auf halber Höhe des Berges. Zunächst ist mit nicht klar, dass es sich bei den dunklen Zapfen um die Tiere an sich handelt. Erst als ich mit dem 300mm Objektiv meiner Nikon ein leeres Nest finde und mir daraufhin die schwarzen Nester in voller Vergrößerung ansehe wird mir klar, dass es sich um tausende Hornissen handelt. Einen Angriff eines solchen Volks möchte ich wahrlich nicht erleben. 


Wir stellen uns an und es geht langsam den Berg hinauf. Kurz bevor wir die letzte Treppe erreichen sehe ich eine grüne Schlange, die sich die Wand hoch räkelt. Oben fotografiert gerade ein Tourist die Aussicht, und wir warnen ihn, dass sich 30cm unterhalb seines Handys eine Schlange den Weg nach oben bahnt. Es wird ein wenig hektisch, bis ein Mann die Situation mit  dem Hinweis auf die Ungefährlichkeit des Reptils entschärft. Letzteres macht sich inzwischen elegant durch das Mauerwerk schlängelnd von dannen. Unsere erste Schlange; Oskar ist ein wenig verschreckt, die Hektik auf der Treppe und vermutlich auch der steile Aufstieg in der Sonne waren anstrengend. 

Der Ausblick vom Plateau entschädigt für alle Anstrengungen, Ängste und Hektik. Rundherum freier Blick, man thront über allem, wahrlich ein majestätischer Ausblick. 

Den Weg hinab begleiten uns eine Gruppe Schulmädchen, die Mathilda zum Knuddeln finden. Sie wird dauernd geherzt und in die Backe gekniffen. So viel Glück hat sie zu verteilen. Unten angelangt sind wir uns einig, Sigiriya sollte man gesehen und bestiegen haben. 

Dambulla.


Die erste Nacht auf Sri Lanka war heiß, der Ventilator brachte kaum Abkühlung. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen. Die Kinder spielen draußen und scheinen sich mit der Tochter der Vermieterin angefreundet zu haben. Sprachbarrieren gibt es nicht. Bevor es mit dem Tuk Tuk zum Busbahnhof geht, verkauft uns ein Straßenhändler King-Coconuts an der Haustür und wir trinken zusammen mit unseren Vermietern ein Glas Kokosmilch. Das Tuk Tuk bringt uns zum Busbahnhof, der IC-Bus mit Klimaanlage steht schon. Da wir Sitzplätze haben ist unsere erste Überlandfahrt nach Dambulla sehr entspannt. Der Bus ist nicht sehr voll und Mathilda nutzt die Zeit für ein Nickerchen. 

In Kurunegala steigen wir um. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, fragt uns ein Mann ob wir nach Dambulla müssen, wir bejahen und er zeigt uns den Weg. Es ist ein typischer Überlandbus. Offene Türen und Fenster ersetzen die Klimaanlage, wir bezahlen pro Sitzplatz, Oskar sitzt am Fenster und begrüßt jeden winkend, während wir den Busbahnhof verlassen. 


Angekommen in Dambulla setzen wir uns in ein Bahnhofscafe und trinken Tee. Das ausgesuchte Hotel ist leider belegt, aber der Inhaber sagt, sein Bruder habe noch ein Zimmer, er rufe in drei Minuten zurück. Ich bin gespannt. Es dauert nicht lange, da klingelt das Telefon, alles klar 4000Rs die Nacht inkl Air Condition. 500Rs das Frühstück. Er schickt uns ein TukTuk. Fünf Minuten später steht er selbst vor der Tür, begrüßt uns herzlich und setzt Oskar direkt auf den Fahrersitz. Oskars neuer Job, er darf hupen. Und er hupt und grinst um die Wette. 


Das Zimmer ist sauber und wir haben ein tolles Bad mit einem großen Fenster zum Garten. Die Unterkunft liegt direkt gegenüber dem Goldenen Kloster „Rangiri Vihara“ und so machen wir uns auf die zwei Minuten Fußweg über den Markt. Neben Obst und Gemüse wird auch Süßes angeboten, die Kinder naschen lokalen Coconut-Cake. 

Den Eingang zur Tempelanlage ziert eine große goldene Stupa. Die Kinder tun es den Singalesen gleich und ziehen ihre Sandalen aus bevor sie die Anlage betreten. Das machen wir natürlich ebenfalls. Hinter der Kuppel erstreckt sich der Eigang zum Museum und weiteren Gebäuden. Über allem trohnt ein 30m hoher goldener Buddha. 

Wir gehen links zum Höhlentempel hinauf. Während wir barfuß den Berg erklimmen werden uns Obst und Lotusblüten angeboten. Anne kauft ein paar Lotusblüten die wir im Tempel Buddha darlegen wollen. Der Weg ist recht steil, ab der Hälfte gehen Treppen hinauf. Dort machen wir Bekanntschaft mit ein paar Affen, die den Besuchern die Lotusblüten abknöpfen, um an den  Blütennektar zu gelangen. Anne verteidigt unsere Blüten tapfer, wir haben aber auch ein wenig Glück, dass wir keinen der ganz frechen Affen erwischen, die einem die Gaben aus der Hand reißen.

Oben angelangt betreten wir den Vorplatz der Grotten, die seit 1991 zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. In den fünf Grotten finden sich beeindruckende Buddha-Darstellungen, teilweise befinden sich 60 Statuen in Lebensgröße in ihnen. Mathilda und Oskar legen ihre Blüten ab. Sie sind ebenso wie wir beeindruckt, als wir den Weg zu unserer Unterkunft antreten. 

Nach so einem voll gepacktem Tag darf man sich abends natürlich belohnen. 

Lewis Place

Auf dem Weg zum Fischmarkt werden wir dauernd von Tuk Tuk Fahrern angesprochen. Wir wollen lieber zu Fuß weiter, was hier insbesondere bei Touristen eher unüblich ist. Die Customs House Road führt uns entlang der Negombo Lagoon. Ich kann der Lagune leider nichts romantisches abgewinnen. Zwischen Fischerbooten und Wracks stapelt sich der Müll. Plastikflaschen und Tüten treiben zwischen Treibgut und Fischernetzen. Es stinkt nach Diesel und verwestem Fisch. Das Wasser ist trüb grünlich weiß. Auf einem Steg angelt ein alter Mann mit einer Schnur in dieser Brühe. Neben all dem Müll fällt noch etwas auf, herrenlose Tiere, meist Hunde. Sie wirken wie die Schiffswracks, mit zerschlissener Haut dümpeln sie in den Tag, niemand kümmert sich um sie, ohne Aufgabe und Halter. 

Der Fischmarkt ist bereits geräumt. Zumindest die Händler haben den Platz verlassen. Über die Fischreste und Mülltüten machen Sie Krähen her. Der ganze Platz ist gesäumt von Abfällen des Tages und Plastikmüll. Kaum vorstellbar, dass hier Stunden zuvor noch Meeresfrüchte feil geboten wurden. 


Das Meer liegt hinter dem Fischmarkt, man kann es riechen, leider überdeckt der Gestank von totem Fisch und Müll jede frische Briese, die aufs Land zieht. Ein Tuk Tuk Fahrer hält an und fragt wohin wir wollen. Wir wollen zum Lewis Place und so steigen wir in unser erstes Tuk Tuk. Drei Kilometer weiter und um 300SR ärmer steigen wir auf der Lewis Road aus und gehen zu Fuß weiter. 

Die Straße ist gesäumt von Läden und Boutiquen, Gemüsemärkten und Anwohnern die Essen anbieten. Dazwischen finden sich Caromplätze vor Schulen. Ich zeige Oskar was Carom ist, allerdings verweilen wir nur kurz und so geht es weiter die Straße hinauf. 


 Ich entdecke einen Handyshop und kurz darauf haben wir unsere erste Sri Lanka Prepaidkarte. Irgendwas um 2Gb Daten und 100 Minuten Inlandsanrufe inklusive. Für 10$ ist der Deal ok, Zeit es zu testen bleibt nicht, wird schon klappen. 

Es ist inzwischen früher Abend und wir bekommen Hunger. Hatten wir auf dem Weg nicht ein nettes Restaurant gesehen? Ein Blick in unseren Sri Lanka Guide bestätigt den ersten Eindruck. Auch wenn im „The Lords“ noch niemand sitzt, fragen wir nach einem Tisch und werden freundlich empfangen. Oskar bestellt einen Mangosaft und ich eine Mango-Chili-Margerita. Beides schmeckt hervorragend. Das gilt auch für das Essen. Das Restaurant ist eine top Adresse. Während wir bei Margerita und Lime-Orange-Juice warten, bekommen die Kinder vom Inhaber Fischfutter und dürfen im hinteren Teil des Restaurantgarten die Koi füttern. Nach dem Essen entdeckt Oskar ein kleines Becken in dem Fische die Pediküre übernehmen. Ein Restaurant mit Fisch-Spa, eine absolute Besuchsempfehlung. 


Während wir auf das Tuk Tuk warten, das uns nach Hause bringt, schläft Mathilda ein und im Tuk Tuk erwischt es außer mir auch Anne und Oskar. Es war ein langer erster Tag voller neuer Eindrücke.  

Negombo

Wir sind auf Sri Lanka. Genauer gesagt Colombo Airport. Das Visum bekommen wir ohne Probleme; da wir nicht wussten wohin unser Urlaub dieses Jahr geht, blieb uns nur das Flughafen-Visum. Als wir aus dem Flughafen treten, erschlägt uns das Wetter nicht so arg, wie in Doha, dafür macht uns die kurze Nacht zu schaffen. Nach kurzer Wartezeit holt uns ein Taxi am Flughafen ab, dass unsere Vermieterin in Negombe uns geschickt hat. Drei Erwachsene und zwei Kinder in einem Tata. Die  zwei großen und die Kinder-Rucksäcke landen auf der Rückbank, zusammen mit Anne und den Kindern. Der Kofferraum wäre ohnehin kaum vorhanden.  Mathilda gefällt es auf Annes Schoß, ich sitze vorne links, was auf Sri Lanka Beifahrerseite bedeutet und bekomme den Verkehr hautnah mit. Kein Wunder bei der Blechbüchse, Knautschzone unter 50cm, aber dafür eine Hupe aus dem 40Tonner. 20 Minuten später, die Eindrücke rasen an uns vorbei, biegt der Fahrer in eine kleine Seitenstraße ein. „House of Esanya“, unsere erste Unterkunft. 

Wir werden sehr herzlich von der Dame des Hauses begrüßt und beziehen unsere zwei Zimmer. Zur Begrüßung gibt es Mangosaft und Tee. Die Kinder spielen UNO und ich muss mich nach 3h Schlaf kurz hinlegen. Anne ruht sich ebenfalls aus und nach 2h, was haben die Kids eigentlich gemacht, wache ich wieder auf. Zeit, die Stadt zu erkunden. Die Inhaberin erklärt uns den Weg zur Bushaltestelle und so sitzen wir kurze Zeit später im Bus. 


Die 15 Minuten sind Fahrfreude pur. Der Motor ächzt und knallt, der Wind weht uns um die Nasen und die Hupe ist unser bester Freund. Untermalt wird das ganze von einem satten Raggae-Sound. Dieser dröhnt aus dem einzigen elektronischen Bauteil, das an diesem Gefährt wirklich gut funktioniert. Oskar sitzt am Fenster und bekommt das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Mir geht es auch so. Es ist so herrlich anders als zuhause. 

Am Busbahnhof in Negombo angelangt, gibt es erstmal eine Erfrischung, bevor wir uns zu Fuß Richtung Fischmarkt, Meer und Lewis Place aufmachen. 

Oskar spielr Carom
Auf dem Weg wird eines schnell klar. Sri Lanka hat ein Müllproblem. Es ist erschreckend und traurig zugleich. Der Hafen stinkt und steht vor Müll. Das Wasser ist grünlich trüb. Ich befürchte, dass es nicht die letzte Begegnung mit Abfall bleiben wird. Es ist eine Frage, die mich schon seit geraumer Zeit umtreibt. Wie kommen wir aus dieser Nummer wieder raus, was wird aus uns bei all dem Müll. Hier, in Ländern die nicht den Luxus einer funktionierenden Abfallwirtschaft haben, wird die Problematik deutlich sichtbar. Umso mehr sollte ich mir Gedanken machen, warum auch bei uns in Deutschland immer mehr in Plastik gepackt wird. 

Abreise


Abflug in München. Annes ersten Bedenken zum Trotz hatten wir unser Maximalgewicht von 30kg pro Person knapp verfehlt. Wir hatten sparsam gepackt und mein Rucksack lag bei entspannten 14kg. Annes sogar bei nur 12,6kg. Punkt für sie. Allerdings werden wir das Gefühl nicht los, irgendwas vergessen zu haben. 


Nach erfolgreichem Check-in am Qatar Airways Schalter hat Oskar zunächst den Zollbeamten darüber aufgeklärt, warum wir durch die Passkontrolle müssen. „Wissen sie, ich habe garkein Taschenmesser dabei. Das muss man nämlich in den Koffer packen“. Anschließend belehrt er ihn noch über diverse Sicherheitsvorschriften und klärt darüber auf, dass seine Tante auch bei der Polizei ist. Zehn Meter weiter darf er nach erfolgreichem Metalldetektortest noch eine Sprengstoffprobe über sich ergehen lassen. Das ist ihm dann doch etwas suspekt und er hält erstmal den Mund. 

Beim Boarding waren leider die meisten Plätze belegt und so mussten Oskar und ich nach hinten in die letzte Reihe.  Mathilda saß sogar ganz alleine am Gang, Anne hatte den Platz am Gang neben ihr. Sowas bringt ein mutiges Mädchen wie Mathilda natürlich nicht aus der Ruhe. 


Oskar genoss die Aussicht am Fensterplatz. Zumindest bis wir über den Wolken waren. Von da an war der Drang nach dem Entertainment stärker. Es gab das Dschungelbuch, als Klassiker. Die aktuelle Ausgabe von 2016 lief nebenan auf Papas Screen. 


Am Essen gab es wahrlich nichts auszusetzen. Oskar hatte die Tortellini und die waren ruckzuck verputzt. „Mango juice please“. Oskar der kleine Globetrotter. Ganz zu schweigen vom Cuscus-Salat mit Kichererbsen, der ebenso schnell vernichtet wurde, wie der Schokokuchen. 

Wir haben tolle Reisekinder. Nicht eine Sekunde Gemecker, das Essen wird aufgegessen und der Transfer klappt auch, trotz getrennter Busse. Ankunft in Doha, unser Zwischenstop, raus aus dem Flieger und volle Breitseite 38° mitten in der Nacht. Das kommt gut nach 4h Flug in der Klimaanlage. Beim Aufenthalt in Doha Flughafen bleibt bei der kurzen Transferzeit kaum Ruhe um sich ein wenig umzusehen. 


Die Kinder finden natürlich zielgerecht den Riesenteddy und anschließend den Spielplatz. 

So gehen die paar Minuten natürlich noch schneller um, zumal das Boarding schon 1h vor Abflug beginnt und wir die ersten an Board sind. Priority Boarding dank Kids. Vom Flug nach Colombo bekommen wir vier kaum etwas mit. Die Kinder schaffen weder den ersten Film, noch den Mitternachtssnack. Wir auch nicht. Um 9:25 landen wir in Colombo.