Kandy


Wir verlassen die Ostküste und wollen zurück ins Zentrum Sri Lankas und in das traditionelle und historische Herz des Landes. Unsere nächste Station ist Kandy, eingebettet in die Bergwelt liegt der Stadtkern im Tal, umrandet von Dschungel und Teefeldern. 

Wir haben uns entschlossen eine besser bewertete Unterkunft zu wählen. Die Busfahrt ist entspannt, der Bus nicht so voll und wir haben uns an den Mix aus indischer Popmusik, lautem Hupen und schlingern gewöhnt. Ich setze mich an die offene Hintertür und mache noch ein paar Bilder während Anne unseren Aufenthalt vor Ort plant. 

 

In Kandy angekommen nehmen wir ein Tuk Tuk, doch der Fahrer kann die Adresse nicht so recht zuordnen. Gut, dass wir uns Offlinekarten der Region zugelegt haben, so sind wir das einzige Tuk Tuk in Kandy mit Navi. 

Es geht ein paar Kilometer bergauf, das Navi leitet uns in eine Sackgasse, ganz am Ende, oben angelangt, stehen wir vor der Einfahrt eines gepflegten Wohnhauses. Wir werden von der Vermieterin sehr freundlich empfangen und zunächst zu Tee, Saft und Obst auf ihre Terasse eingeladen. Wir gehen durch das sehr geschmackvoll eingerichtete Esszimmer hinaus und können unseren Augen kaum trauen. Vor uns im Tal erstreckt sich die alte Stadt Kandy, wir trohnen förmlich über allem und am Horizont gegenüber liegen die Wälder auf den Hügeln. Ein atemberaubender Anblick, den wir lange und ausgiebig mit unseren Getränken genießen. 


Als wir ausgetrunken haben bringt uns die Vermieterin in unser Appartement. Es liegt zwei Stockwerke tiefer, hat einen kleinen Vorgarten mit eigener Haustür und ist ebenso gepflegt wie der Rest des Hauses mitsamt seiner Einrichtung. Wir haben zwei Doppelbetten, sogar noch ein zweites Zimmer mit einem kleinen Bett, eine Küche mit Esstisch und eine wunderschönes Bad. Die Unterschiede zur letzten Herberge könnten kaum größer sein. Das trifft ebenso auf die Freundlichkeit  der Vermieterin zu, der es besonders die Kinder angetan haben. 


Wir entscheiden uns direkt, eine Nacht zu verlängern und haben Glück, das Apartment ist noch frei. Für den Rest des Tages nehmen wir uns vor in die Stadt runter zu gehen, um das Zugticket nach Ella zu kaufen. Unsere Vermieterin hatte uns geraten reservierte Plätze in der zweiten Klasse zu kaufen, um die 6h nicht stehend zu verbringen. 

Wir gehen entlang schöner Häuser und Neubauten den Hang hinab. Es hat uns in eine der besseren Gegenden Kandys verschlagen. Im Talkessel angelangt, steuern wir vorbei am Busbahnhof auf den Bahnhof zu. Der Verkehr ist immens. Dutzende Busse suchen sich laut hupend ihren Weg, dazwischen drängelt sich der normale Verkehr, sowie etliche Tuk Tuks und Fußgänger. Es ist laut und stickig und wir sind froh, als wir die Bahnhofshalle erreichen. Am Schalter erhalten wir die schlechte Nachricht, dass alle Züge in zwei Tagen Richtung Ella ausgebucht sind. Es ist Ferienzeit in Sri Lanka und ganze Schulklassen sind unterwegs. Es ist zwar kein Problem mit dem Bus nach Ella zu kommen, allerdings war die Zugfahrt fest in unsere Reise eingeplant. Der junge Mann am Schalter sieht für uns nach und kann uns noch drei Tickets für den Teil Nanu-Oka nach Ella verkaufen. Nach kurzer Überlegung stimmen wir zu, schließlich gilt die Strecke zwischen Nanu-Oja und Ella als eine der schönsten Streckenabschnitte des Landes. Für die Fahrt dorthin planen wir zunächst einmal den Bus ein. Zufrieden machen wir uns auf den Heimweg, den Berg zu Fuß wieder hinauf. Wir steuern auf halber Strecke noch einen Supermarkt ein, denn die Küche wollen wir nutzen, es gibt Pfannkuchen und Nudeln in den nächsten zwei Tagen. Den Kindern ist die Freude darüber anzusehen. Für Oskar gibt es einen Papa-Spezial-SriLanka-Bananenpfannkuchen, den auch Anne nicht verschmäht. Reisen und Wandern macht offenbar hungrig, selbst Mathilda verputzt vier „Pancakes“. 

Ostküste

Am heutigen Tag ist die Weiterfahrt nach Nilaveli geplant. Der kleine Ort liegt an der Nordostküste nördlich der Hafenstadt Trincomalee. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von unserem Vermieter und Oskar im besonderen von seinem alten Freund. Das Tuk Tuk bringt uns zum Busbahnhof in Dambulla. Wir haben Glück und müssen nicht lange auf den Bus warten.


Die Fahrt geht direkt nach Trincomalee. Direkt bedeutet in diesem Fall auch recht zügig, der Busfahrer hat es offenbar eilig, die Fahrweise ist ein Mix aus Rallye und Formel 1 soweit das mit den klapprigen Bussen möglich ist. 


Wir stellen jedenfalls fest, dass wir dauernd auf der rechten Überholspur unterwegs sind, selber aber nicht einmal überholt werden. Den Kindern macht das Geschaukel nichts aus, nach einer Weile schlafen sie ein. Es muss der Mix aus wackeln und dem indischen Schlager sein, der lautstark aus den Boxen dröhnt. 

In Trincomalee gesund und am Stück angekommen wechseln wir den Bus nach Nilaveli. Neben uns steht ein deutsches Paar, dass ebenfalls in die gleiche Richtung muss und so vergehen die letzten Kilometer recht zügig. 


Unterkunft nahe Strand

Das Tuk Tuk bringt uns zu unserer „Unterkunft nahe Strand“. Wir haben die kommenden zwei Nächte über AirBnB gebucht. Eine deutsche Vermieterin hatte uns auf Anfrage eine Zwei Zimmer Unterkunft angeboten. Das Tuk Tuk hält vor einem Hotel, in dem wir den Schlüssel erhalten sollen. Wir sind zunächst erstaunt und fragen an der Rezeption nach. Es stellt sich heraus, dass das Hotel unsere neue Herberge für die zwei kommenden Nächte sein soll. Das Erstaunen ändert sich in Ärger als wir vom Inhaber erfahren, dass wir zwei separate Zimmer haben werden, die zudem noch in unterschiedlichen Gebäuden sind. Das ist für uns natürlich nicht akzeptabel und auch völlig unverständlich, da wir der „Vermieterin“ zuvor per Mail mitgeteilt hatten zwei kleine Kinder dabei zu haben. Wir diskutieren das ganze aus und einigen uns letztlich auf ein Zimmer mit zusätzlichem Beistellbett. Das Frühstück bekommen wir inklusive, immerhin etwas, wenngleich auch bei AirBnB als Ausstattungsmerkmal Frühstück angegeben war. Unser Diskussionsbedarf für diesen Tag ist gedeckt. Wir beziehen das Zimmer, und werden abermals enttäuscht. Es ist ein kleines Zimmer, das zusätzliche Bett hat gerade so Platz, das Bad und die Laken haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Immerhin gibt es Moskitonetze, wenigstens für das Doppelbett. Für das Zustellbett greifen wir auf unser eigenes zurück. Als wir die Klimaanlage einschalten, ertönt ein lautes Brummen. Spitze, an Schlaf ist bei der Kiste wohl nicht zu denken. Zähneknirschend nehmen wir das Zimmer hin. Es ist bereits Nachmittag und die Reise war lang und anstrengend. Wir wollen zum Strand. Es geht gute 200 Meter die Straße runter und dort erwartet und die erste positive Überraschung des Tages. Ein leerer flach abfallender Sandstrand. Keine Strömung und leichter Wellengang, perfekt um den Tag ausklingen zu lassen. 

Wir springen das erste Mal in den Indischen Ozean. Angenehme 25° Wassertemperatur erfrischen uns und lassen den Ärger der letzten Stunde vergessen. Kurze Zeit später, die Kinder haben gerade Spaß an den Wellen gefunden, fängt es an zu regnen. Ein dunkles Wolkenband zieht über unsere Köpfe und dicke Tropfen prasseln auf die Meeresoberfläche. Die Kinder lachen und finden es ebenso egal wie wir, so werden wir eben von unten und oben nass. 
So schnell wie der Regen gekommen ist, verschwindet er auch wieder und wir treten erschöpft aber zufrieden den Heimweg an. 

Der zweite Tag am Meer beginnt mit einem spärlichen Frühstück. Es entspricht ungefähr dem, was wir in Dambulla für 3€ bekommen haben, da war das zweite Zimmer deutlich teuerer. Es hatte am Abend auch nicht geholfen, sich das Hotel bei booking.com schönzulesen, die Bewertungen dort liegen bei 5,6 und damit gute 3 Punkte unter dem Standard den wir bisher gesucht hatten. Zu Recht. 

Wir verbringen den Vormittag am Strand, spielen auf der Terasse  UNO und gehen nach der Mittagshitze nochmal an den Strand zurück. Ich hatte Oskar versprochen, eine Sandburg zu bauen, aber dafür war es vormittags deutlich zu heiß geworden. Zurück am Strand nehmen wir unsere Baupläne wieder auf, bis mir eine Idee kommt. Wir könnten doch einen Buddha aus Sand bauen und dazu ein paar Stupas. Nach kurzer Zeit schaut uns der Sandbuddha beim Bodysurfen zu. 


Oskar hat nach den ersten vorsichtigen Näherungsversuchen an die Wellen Vertrauen in seine schwimmerischen Fähigkeiten gewonnen und ist nicht mehr zu bremsen. Zunächst nimmt er die Wellen bei mir auf dem Rücken mit, kurz darauf will er aber seine eigenen Wellen „surfen“. Ich schnappe mir Mathilda und so lassen wir uns gemeinsam von den Fluten an Land tragen. 

So ein Tag am Meer vergeht wie im Flug, abends treffen wir noch das Paar aus dem Bus zum Abendessen in einem Restaurant und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Der Ärger um das Hotel ist so gut wie vergessen, bis nachts die brummende Klimaanlage anspringt. 

Lokalkolorit

Nach den beeindruckenden Eindrücken aus Sigiriya ruhen wir uns in unserer Unterkunft ein wenig aus. Mathilda schläft, Oskar spielt auf der Terasse, Anne liest und ich schreibe ein paar Notizen. Nach einer Weile schaue ich, was Oskar draußen so macht. Ich höre ihn reden, aber mit wem? Neben unserer Unterkunft wohnt nur eine singhalesische Familie. Als ich auf die Terasse komme, sitzt Oskar mit dem Gärtner des Hauses im roten Sand und malt. Als ich näher hinhöre nehme ich ein paar Wortfetzen wahr. „O, S, K, A, R“. Oskar kratzt mit einem Stock Buchstaben in die Erde und zeigt dem knapp achtzig Jährigen, wie man seinen Namen schreibt. Dieser tut es ihm gleich und schreibt in singhalesischen Buchstaben seinen Namen. Es ist ein wunderschönes Bild, wie sich die zwei, ohne eine gemeinsame Sprache zu sprechen, verständigen. Ich sehe dem ganzen eine Weile zu, dieses Land und die Menschen haben uns in dieser kurzen Zeit schon komplett vereinnahmt und wir alle vier genießen es. 


Abends entschließen wir uns ein Restaurant in der Nähe zu besuchen. Es hat gute Empfehlungen bei TripAdvisor und so sitzen wir kurze Zeit später im Tuk Tuk. Das Restaurant ist nicht sonderlich gut besucht, wir werden jedoch sehr freundlich vom Inhaber empfangen und zum Tisch gebracht. Es gibt keine Karte, er fragt lediglich, ob wir eine Gemüsesuppe als Vorspeise möchten. Wir möchten, bestellen aber vorsichtig zunächst nur zwei Teller. Die Vorsicht ist dieses Mal deutlich unbegründet. Nachdem die zwei Kinder probiert haben, werden direkt zwei weitere Portionen geordert, die uns der Chef des Hauses lachend an den Tisch bringt. Es gibt Sri Lankan Buffet als Hauptgang und so lassen wir uns überraschen. Es wird ein großer Teller Reis serviert und dann kommen diverse kleine Schüsseln mit lokalen Spezialitäten. Am Ende steht der Tisch voll mit Leckereien, verschiedenen würzigen Gemüsen und scharfem Hühnchen. Für jeden ist etwas dabei, selbst die Kinder probieren. Während Anne und ich noch bei der Hauptspeise sind, spielen die Kinder schon mit dem Sohn der Besitzer im Restaurant. 


Verständigungsprobleme gibt es auch hier nicht. Erst als es zum Nachtisch traditionellen Curd gibt, sitzen alle wieder am Tisch. Wir sitzen noch ein wenig mit dem Besitzer zusammen und erzählen über unsere geplante Reise.